Nina
Kind

Autorin &
Regisseurin

Jana und Steven Film Still 11

Portfolio

Vita

Vita Foto Nina Kind

Eine Homepage erfordert eine Vita oder zumindest eine Art Selbst-Behauptung. Ich kann in die auszufüllenden Jahrzehnte lediglich ein paar Stichworte platzieren. Viel Unfertiges, Unveröffentlichtes, Projekte, die Projektionen geblieben sind.
Ich habe an der HFF Potsdam Filmdramaturgie und Drehbuch studiert, durfte auf kleinen Filmfestivals Kurzfilme („6 Euro 50“ u.a.) präsentieren, bekam von Nordmedia eine Förderung für mein Spielfilmprojekt „Jana und Steven“, erinnere mich gerne an die szenische Lesung meines Drehbuchs „Bausparvertrag“ im Filmtheater Babylon Mitte und hatte hin und wieder das Vergnügen an der Filmarche Berlin Seminare zu geben.

Gegenwärtig schreibe ich Dialogbücher für die Synchronisationen von Filmen und Serien. www.synchronkartei.de

Themen

Krieg der Kleinbürger:

„Hunde und Nachbarn“ – Romanauszug

„Bausparvertrag“ – Drehbuch

Meine Erziehung enthielt keine Hinweise darauf, was gut sei und was schlecht. Doch eine unmittelbare Erfahrung in der Jugend gab mir diesbezüglich ein entschiedenes Urteil mit auf den Weg.
Es fing an mit einem Tierheim, das ich als Kind entdeckte. Das meine Welt wurde. Mit zärtlichen Hunden spielen, Angstbeißer zähmen und sie auszuführen zu weiten Wegen über Felder und durch öde Fichtenwälder.
Die Provinz der 80er Jahre war die Fremde meiner Kindheit. Hier und da noch etwas Nachkriegsverwitterung, hier und da noch ein Relikt ländlicher Idylle - ein hölzerner Fensterladen, ein altes Frauchen, ein Garten mit Apfelbäumen - doch zunehmend steril. Die Bauernhöfe wie ausgestorben, hinter hohen Stalltüren verlor sich eine Reihe eingepferchter Kühe ins Dunkel. Hinter die Dorfmitte pflanzten sich erst die Reihenhäuser, dann die Doppelhäuser und dann die ausladenden Einfamilienhäuser.

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Meine dort nie heimisch gewordene zurückgezogene verwitwete Mutter entdeckte den Katzentrakt des Tierheim für sich. Die Katzen litten permanent an Krankheiten, also holte meine Mutter sie nach Hause, pflegte sie gesund, behielt sie zuhause, und es dauerte nicht lange, dass Steine auf die Katzen flogen, die in den Salatbeeten der Nachbarn scharten. Da kamen sie aus ihren Häusern, die Leute, die sonst nicht viel miteinander sprachen, vereinten sich, umzingelten uns und wüteten. („Worunter leiden Sie denn?“ gab meine Mutter zurück.) Da wurde mal aufs Gaspedal getreten, wenn man sich auf der schmalen Straße entgegen kam und unser Auto gegen die Scheunenwand gejagt. Autoreifen aufgestochen. Eine Zwangsräumung durchgesetzt.
Das alles hinterließ bei mir ein überwältigendes Gefühl erlittenen und existierenden Unrechts.

Wenn man von Tierfreunden redet, redet man meistens von Spinnern. Und so redeten auch die Filmemacher, denen ich später eine Verarbeitung der Geschichte als Exposé vorlegte und die durchaus Interesse daran zeigten. Sie wollten die Psychopathologie durchleuchtet haben. Aber was weiß ich, ob der Bombenhagel über Berlin meine Mutter veranlasst hatte, im Leid der hilflosen Geschöpfe das eigene Leid wieder zu erleben und zu heilen, was weiß ich, ob Mitleid, das sich über den Mitmenschen hinaus dehnt, eine Krankheit ist. Ich wusste es nicht, ich weiß es bis heute nicht, ich gab den Stoff auf.

Auch hatte ich bereits zuvor, als ich Prosa daraus machen wollte, festgestellt, dass das Gefühl erlittenen und existierenden Unrechts keine gute Voraussetzung für die künstlerische Bearbeitung eines, wenn man so will, „gesellschaftlichen“ Themas, ist. Ein spannender Konflikt zwischen zwei Parteien und ihren antagonistischen Lebenshaltungen lässt sich nicht herstellen, wenn man als Autor in Parteilichkeit gefangen ist ...wenn einem die Aufregung über Katzenkot im Salatbeet lächerlich erscheint, wie soll man dann eine ernstzunehmende Geschichte schreiben?

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Was damals zu mir kam, als ich mich von „Hunde und Nachbarn“ verabschiedete, und in gewisser Weise eine Erlösung für mich darstellte, war eine Geschichte aus dem wahren Leben, für deren Bearbeitung mich ursprünglich ein Regisseur anfragte. Es ging um einen Mann, der seine Frau nach vierzig Ehejahren erschlug; es empörte ihn maßlos, dass sie ihn verlassen wollte, obwohl er „immer gemacht und getan und das Geld nicht versoffen, sondern alles in den Bau gesteckt“ habe.

Ich hatte wenig Lust, eine Story über einen Mord zu schreiben. Es waren vielmehr die biographischen Bruchstücke, die über diesen Mörder in der Zeitung zu lesen waren, die mich beschäftigten. Da war von einem kriegsinvaliden, alkoholkranken Vater zu lesen und von einer Barackensiedlung der Nachkriegsjahre. Dies weckte bei mir nicht nur Erinnerungen an die noch nicht ganz modernen Gebäude und Menschen, die hier und da noch im Dorf meiner Kindheit zu finden waren; es brachte mir auch jene Nachbarn näher, die Steine geworfen hatten und aufs Gaspedal getreten waren. Denn dieser Mann, der „gemacht und getan und alles in den Bau gesteckt“ hatte, wäre ja nach seiner Wandlung vom Barackenkind zum Häuslebauer ein solcher gewesen. Diese Wandlung interessierte mich.
Ich recherchierte über die Nachkriegs-Häuslebauer, für die nach Jahren von Armut und Unordnung die kleine eigene Ordnung ein Paradies darstellte. Für die das Eigenheim und die Einbauküche zu einer Ersatzreligion geworden zu sein schienen; eine Ersatzreligion, die der Ernüchterung folgte, dass sich der wilde Glaube an die Überlegenheit des eigenen Volkes nicht bewahrheitet hatte.

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Ich schrieb also eine Geschichte, in der ein junger Mann aus einer Barackensiedlung seine aus bürgerlichen Verhältnissen stammende Liebste zuerst dadurch fasziniert, dass er gerade nicht die Attitüden der Kleinbürgerlichkeit mit sich bringt, dass er die Sprache der Unterschicht beherrscht, eine Vespa fährt und eine Lederjacke trägt. Doch dann muss sie feststellen, dass ihr Marlon Brando sich mächtig ins Zeug legt, um den künftigen Vorzeigeschwiegersohn abzugeben. Trost nach seinen Überstunden bietet ihm die Bäckereiverkäuferin aus der Barackensiedlung ...

Das Drehbuch „Bausparvertrag“ schrieb ich im Wesentlichen für mich, wissend, dass es für „historische“ Geschichten ohne „große“ historische Figuren nicht viel Chancen auf Finanzierungsmöglichkeiten geben würde. Immerhin gab es eine sehr schöne szenische Lesung des ganzen Buches im Filmtheater Babylon Mitte.

Das Klima wandelt sich:

„Fahren wir ans Meer“ – Roman

„Jana und Steven“ – Projektpräsentation

1. Teaser für Spielfilmprojekt „Jana und Steven“

2. Teaser für Spielfilmprojekt „Jana und Steven“

1987/88 war der erste Winter, in dem ich kaum Schnee sah, da war ich sechzehn. 1990 waren Ende Februar 27 Grad Celsius; ich war mit einer Jugendumweltgruppe Bäumchen pflanzen, wir standen barfuß in einem Bach. Mir war dabei zumute, als wäre dies kein Wachleben, sondern ein verstörender Traum. - Ich nahm es physisch wahr, wie der Sonnenschein sich veränderte, brennend und beißend wurde. Es verwirrte mich, dass das alte Volkslied seine Gültigkeit verlor, das besagte, dass im Sommer der Klee wachse und im Winter der Schnee falle. - Ich sah auf Zugfahrten aus dem Fenster und zählte die kranken Bäume. Ich schrieb Gedichte, in denen ich die Winterstürme als Todesboten der Erde verklärte. - Ich missionierte zeitweise ein radikales „Zurück zur Natur“, was mir den Spott der Klassenkameraden eintrug. Ich trug Tag für Tag das Schuldgefühl mit mir herum, zur menschlichen Spezies zu gehören und mich einfach nur dadurch, dass ich esse, trinke und wohne mitverantwortlich zu machen an der Vernichtung des Planeten.

Die Kunst als das Konstruktive. Ich war immer der Ansicht, „Kunst“, insbesondere die erzählende, sei – ob gewollt oder nicht - eine subtilere Form der Politik. Dass sie zwar keine Botschaft aufdränge, sondern nur abbilde, aber im Seelenleben der Rezipienten etwas beben lasse, manchmal etwas ins Rollen bringe: und dass jedes einzelne Werk in ein Kollektiv gehöre, das die gesellschaftliche Befindlichkeit sowohl spiegelt als auch wandelt.
Das Kollektiv, in das ich mit dem Meinigen passe - ich hab es irgendwie vergebens gesucht. Was ich kennenlernte von der Aktivistenszene schien befriedigt von der Aktion, was ich kennenlernte von der Künstlerszene spendete dem Thema kaum Aufmerksamkeit, das lange als Klimawandel bezeichnet wurde,früher Klimakatastrophe hieß und jetzt wieder Klimakatastrophe heißt. Das Schweigen der anderen und ihre Begeisterung über das tolle Wetter ließen mich im zwischenmenschlichen Umgang verstummen. Also stellte ich gewissermaßen schriftlich die Frage nach der kollektiven Angst vor dem Weltuntergang.

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Zuerst mit einem kleinen Roman, den ich in den 90er Jahren schrieb und „Fahren wir ans Meer“ nannte:
Eine Studentin trifft einen Aussteiger, der in einer Wagenburg lebt und dem es in jungen Jahren schon an Lebensmut gebricht. Sie überredet ihn zu einer Reise, sie glaubt, dass vor der Weite des Meeres seine müde Seele erwachen und ihre Liebe einen glücklichen Anfang finden würde. Sie fahren in einen schneelosen orkandurchtobten Winterurlaub und es scheint, als würden Landschaft und Wetter der Schwermut des Mannes die Melodie zuspielen und ihm Recht geben. Die Liebe zerbricht, die junge Frau bleibt schwanger zurück, sie ist ihrerseits der Lebensfreude und Zuversicht beraubt und ängstigt sich um die Zukunft ihres Kindes. - Der Roman fand keinen Verlag, die Leser im privaten Umfeld lobten die Liebesgeschichte. -

Nachdem ich die Filmhochschule absolviert und mich einige Jahre an anderen Stoffen mit anderen Themen versucht hatte, stieß ich auf ein Dokument, dass mir nochmals Anstoß gab, die globale Erwärmung (so schwer fassbar und übergroß) mit einer kleinen konkreten Geschichte zu verbinden. Bei dem Dokument handelte sich um einen publizierten Brief, der einen Doppelsuizid ankündigte. Der Brief vermittelte mir den Eindruck, dass das junge Mädchen, das ihn schrieb, ihren Freund, der ihn nur unterschrieb, zu diesem Schritt - den er letzten Ende nicht mitging - nötigen wollte.

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Ein bemerkenswertes Paradox, dachte ich, dass die Sehnsucht nach der besseren Welt als Argument für die Zerstörung des realen Lebens verwendet wird, und dass unter dem Banner „Sterben ist besser als Abstumpfen“ eine zwischenmenschliche Zuneigung missbraucht wird, um Unmenschliches zu verlangen.

Also entwarf ich eine Geschichte, die in der Provinz spielt und wo ein junges Mädchen, angeödet von der bürgerlichen Scheinidylle ihres Elternhauses, sich auf einen Jungen einlässt, der in einem Heim für Sozialwaisen lebt. Sie leben die poetische Weltabgeschiedenheit der Liebe, aber das Mädchen will die Welt retten. Der Junge versteht das eigentlich gar nicht, aber er will ihr genügen, und begeht darum eine Dummheit, die ihn wieder mit der Justiz in Konflikt bringt. Da wirft er aus Verzweiflung und Schwermut den Gedanken in den Raum, für immer ins Wasser zu gehen und das Mädchen, das mittlerweile zu der Überzeugung gekommen ist, man könne die Welt nicht retten, macht den Gedanken zum Plan...

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Es gab dreizehn Drehbuchfassungen, drei Teaser, eine Projektförderung, diverse teils hoffnungsvolle Kontakte zu den Debüt-Redaktionen, eine, wie ich hörte, lebhafte Diskussion in der Vorrunde zum Deutschen Drehbuchpreis, doch letzten Endes auch diesmal nicht den Durchbruch zu einem kollektiven Interesse, das die Realisierung des Films möglich gemacht hätte.

Korruption im Kleinformat:



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Es sind also Erlebnisse und innere Wahrnehmungen aus der Jugend, denen ich mich in meinen künstlerischen Versuchen vor allem gewidmet habe, in die ich mich vielleicht zu lange, zu fest verbissen hatte. Zwar durfte ich, nachdem ich mich 20jährig von der Provinz verabschiedet hatte, in der Großstadt mit diversen Lebenswelten in Berührung kommen und habe durchaus dies und das erlebt. Doch hatte ich immer erst Motivation etwas zu erzählen, wenn mich eine Erfahrung bis ins Mark traf, ein Paradox des Lebens ungelöst in mir herumschwirrte.
Eine Erfahrung der späteren Jahre traf mich tatsächlich bis in Mark: wie sehr sogar das Mysterium der Liebe auch in der heutigen Zeit Faktoren wie Geld, Rang und sogar Namen unterworfen ist. Hierzu zwei kleinere – eher verspielte - künstlerische Produkte:

„6 Euro 50“ – Spielfilm

„Briefe an F.“ - Bilderbuch

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10999 Berlin

Mail: mail@­nina-kind.de

Design:

Laura Prüstel, Nina Kind

Realisierung:

Emil Shamailov, Timo Titzmann

Fotos und Bilder:

Tobias Rahm, Ute Freund, Nina Kind, Philipp Mager, Diemut Hoschar

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